MENSCHEN, DIE AUF SPIEGELEIER STARREN

„Wie bitte? Ihr bratet Spiegeleier in Mineralwasser um dann das schönste Bratergebnis zu bestimmen?...Ich lach mich scheckig!“ Prustend vor Lachen versuchte meine Tante die Tasse wieder auf die Untertasse zu manövrieren, ohne dass der Kaffee überschwappte.

Hätten Sie auch so reagiert? Kann ich ein bisschen verstehen. Aber ich versuche das einmal zu erklären:

Wir produzieren in unserer Eat-Club-Versuchsküche Foodfotos und entwickeln Rezepte. Vom Rindergulasch bis zum schwedischen Apfelkuchen, vom Filetbraten in Calvadossahne bis zur Rhabarber-Baiser-Torte. Aber auch trendiges wie peruanische Ceviche oder baskischer Käsekuchen stehen auf dem Produktionsplan. Oder aber, wie das heutige Thema, Erdnussnudeln mit Spiegelei.

Beim Eierbraten tobt unter Köchen jedoch einen Glaubenskrieg. Die Meisterköche der alten Schule hätten damals ein Spiegelei mit Röstspuren sofort in den Mülleimer komplementiert. Weiß wie Schnee sollte das Eiweiß bitteschön sein. Und zwar auch von unten. Heutzutage ist es dagegen eher schick, ein Spiegelei mit knusprigem Rand zu servieren. Und das nicht als strammer Max oder Dreingabe zum Labskaus, sondern als Topping für Gemüsebowls oder den oben erwähnten Erdnussnudeln.

Da aber der Rand des Eiweißes so oder so gebraten werden kann, kommt es vor, dass Kochnerds gleich eine ganze Testreihe von Spiegeleiern braten. Denn es gibt feine Unterschiede, ob die Eier in Öl, Butter, Sahne oder eben in Mineralwasser gebraten werden. Tut mir leid, wir sind nicht bekloppt, sondern wir sind eine Versuchsküche, liebe Tante Erika!

PS: Unsere Foodstylistin Myriam hat sich bei den Asianudeln schließlich für die Old School Variante entschieden. Privat brate ich meine Spiegeleier in Olivenöl und Butter.

2024-03-29T06:58:52Z dg43tfdfdgfd