BIER-FAN SORGT ZUM STADTJUBILäUM FüR ECHTES KAMENZER PILS

Pfefferkuchenbier, Würstchenbier und bald ein Kamenzer Pils: Axel Schneider kümmert sich darum, dass es in der regionalen Bierszene nicht langweilig wird. Sein neuester Coup kommt zur 800-Jahr-Feier heraus.

Kamenz. Als Axel Schneider aus Kamenz 15 Jahre alt war, hatte er sein erstes Bier im Glas. Und seitdem verbindet ihn eine riesengroße Liebe mit dem edlen Gerstensaft. Dabei geht es ihm nicht nur darum, sich selbst einzuschenken, sondern er will eher für die breite Masse etwas leisten. Ob Pfefferkuchenbier, Kamenzer Würstchenbier und bald ein echtes Kamenzer Pils - der leidenschaftliche Fan guter Trinkkultur hat überall seine Finger mit im Spiel.

In Zusammenarbeit mit der kleinen regionalen Brauerei Frenzel-Bräu in Bautzen kreierte der 49-Jährige bereits einige Spezialitäten. "Mit Tobias Frenzel verbindet mich seit 2018 eine gute Zusammenarbeit. Dabei sehe ich mich aber nur als Ideengeber und Mitentwickler", sagt Axel Schneider. Denn das Brauen selbst überlässt er ausschließlich den Fachleuten. Sein Credo: Schuster, bleib bei deinen Leisten!

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Kamenzer Festbier wird nach Originalrezept gebraut

Dabei hat der Kamenzer noch einige Ideen in der Schublade schlummern. Eine davon ist bereits gut ausgegoren: Zur 800-Jahrfeier von Kamenz 2025 soll es ein echtes Kamenzer Pilsner geben - gebraut nach dem Originalrezept der ehemaligen Kamenzer Brauerei.

Dort arbeitete der Kamenzer Eckhard Göbel viele Jahre als Braumeister, bis die Tore 1995 geschlossen wurde. Bierfreund Axel Schneider traf ihn zufällig im Herbst 2020 in der Stadt. "Ich kannte ihn nur vom Sehen. Aus drei Minuten Plauderei wurde eine halbe Stunde Fachsimpelei", erzählt der 49-Jährige.

Anschließend setzte sich seine Idee, ein altbekanntes und von vielen vermisstes Bier wieder auf den Markt zu bringen, fest. "Eckhard meinte nämlich nur: Wo ist das Problem? Das Rezept von früher habe ich noch immer im Kopf", erinnert sich Axel Schneider lachend.

Die Liebe zum Bier vom Vater geerbt

Schneider liebt es, Neues anzukurbeln und Altes wiederzuentdecken. Dafür sitzt er nicht nur auf der Couch, sondern geht die Sache ernsthaft an: Historie, Hintergründe, Entstehung, Praktika in einer Brauerei, Gespräche mit anderen Bierfans. Seine Wohnung ähnele einem kleinen Biermuseum, verrät er.

"Ich liebe Bier durch meinen Vater, der ein außergewöhnlich guter Biertrinker war", erinnert er sich. Dabei sei zu DDR-Zeiten Bier eigentlich mehr ein Grundnahrungsmittel gewesen, schmunzelt er. "Diese Sortenvielfalt wie heute gab es nicht. Helles oder Pilsner, ganz selten mal ein Dunkles - die Leute waren froh, wenn irgendetwas im Laden stand", so Schneider.

Noch immer denke er mit einem Schmunzeln daran zurück, als Radeberger Bier noch "Goldstaub" und meistens nur als Bück-Dich-Ware unter dem Ladentisch zu haben war. "Wir achteten akribisch darauf, dass der Kasten niemals ganz leer wurde, und dann hat man alle Verbindungen spielen lassen", so Axel Schneider.

Tschechische Biere liegen ihm am Herzen

Noch immer mag er es eher herb, hat sich mittlerweile aber gefühlt schon durch über 1.000 Biersorten durchgekostet. Bekannte und Freunde bringen ihm von Reisen Kostproben mit. Und mit der Wende schwappte natürlich eine extreme Warenvielfalt in den Osten. Noch immer seien ihm die Halbliter-"Handgranaten" von Veltins in Erinnerung. Oder das Forst-Bier aus Südtirol, in das er sich auf seiner Schulabschlussfahrt schockverliebte.

Aber auch tschechische Biere liegen ihm sehr am Herzen. "Ich fahre mindestens einmal jährlich nach Pilsen, denn dort ist die Wiege alles Gutem", lacht Schneider. Er habe dort schon unzählige Führungen in der Brauerei mitgemacht.

Aktuell stehe er seit Jahren auch auf jegliche Art von Craft-Beer - handwerklich gemachtes Bier aus kleinen, besonderen Brauereien dieser Welt. "Und dabei darf es dann auch gern etwas Stärkeres sein. Heftige, dunkle Biere haben es mir angetan. Gern mit 36 Prozent Stammwürze und bis 13 Prozent Alkoholgehalt", schwärmt er.

Sonder-Edition zum eigenen 50. Geburtstag

Aber er genießt auch immer wieder die Frenzel-Biere aus Bautzen. Gerade eben hat er sich 99 Flaschen Pale Ale abfüllen lassen mit extra Etikett, denn Axel Schneider feiert in ein paar Tagen seinen 50. Geburtstag. "Die meisten verschenke ich als Sammel-Edition an Freunde und Mitstreiter, der Rest war schnell online in der Szene ausverkauft", freut er sich.

Aktuell schwärmt der Bier-Fan für das neue Kakao-Bier von Frenzel, das in Zusammenarbeit mit der Camondas-Schokoladenmanufaktur Dresden entstand. "Eine solche Zusammenarbeit hatte ich 2018 auch mit der Pfefferküchlerei Groschky aus Pulsnitz angeschoben. Daraus entstand dann das immer noch begehrte Pfefferkuchenbier", erinnert er sich. Mit Kamenzer Fleischern kreierte er zusammen mit Frenzel 2020 das Würstchenbier.

Kamenzer Pilsner aus dem Fass gibt es zu drei Terminen

Doch zurück zum Kamenzer Jubiläumsbier. Das wird 2025 nicht in Flaschen abgefüllt, denn es entsteht in Zusammenarbeit mit der Bergschlösschen-Brauerei in Lieske, die dafür keine Kapazitäten habe. Eckhard Göbel, der dort auch jahrelang Braumeister war, Axel Schneider sowie der aktuelle Braumeister Mirko Endt sind in den Planungen schon weit fortgeschritten.

Das Kamenzer Pilsner wird zu drei Terminen im Festjahr zu haben sein: zum Festwochenende vom 16. bis 18. Mai 2025, zum Forstfest im August sowie am 14. September 2025 zum großen Festumzug. "Lieske braut uns pro Anlass 1.000 Liter, die dann aus Fässern ausgeschenkt werden", so Schneider.

Ob man die Rezeptur künftig auch in kleine Frenzel-Bräu-Falschen abgefüllt bekäme, ist eine nächste Idee, die der Kamenzer Bier-Creator auf seiner Agenda hat. Auch ein Hutberg-Bier schwebe ihm noch langfristig vor. Den Kamenzer Hausberg besteigt er nämlich täglich zweimal wie sein großes Vorbild Heiner Müller.

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